Sierra de Guara, 3. Juli 2019 – Oscuros de Balzed

Lärm um 07:00 Uhr – es ist der Wecker. Trotzdem, früh müssen wir los, denn das heutige Ziel ist nicht nur unseres, mit Scharen von geführten Canyonauten ist zu rechnen, und die 10-Minuten-Warteregel macht heute vor uns nicht Halt. Es ist der Oscuros de Balzed, der obere Bereich des Rio Isuala der uns für viel zu kurze 2h in seinem Bett begeistern darf.

Das gestern erworbene Frühstück ist gemeinsam schnell verzehrt, dank unseren Neuankömmlingen gibt es sogar ein kaffeeähnliches Heißgetränk (Instant-Kaffee), für den besonders Gebu und ich sehr dankbar sind. Mal sehen, ob Isa und Gucki auch was mitbringen – Gebus Schwestern stoßen am Abend zu uns und bleiben bis Sonntag.

Am Parkplatz angekommen findet sich schon der erste Guide bei den Vorbereitungen, also flüchten wir uns über Wanderwege und einem steilen Abstieg zum Bach. Gerhard nützt die Gelegenheit den dortigen spanischen Steinmann für Sehbeeinträchtigte noch einen Stein oben draufzusetzen, bis es nach wenigen hundert Metern am Beginn eines Block-Chaos endlich ins Wasser geht. Geholfen hat die Eile nur bedingt, es findet sich schon eine Gruppe in der Schlucht, die offensichtlich von unten gekommen ist und soeben umkehrt um die Schlucht wieder zurück zu gehen. Diese Gruppe ist allerdings recht schnell und wir werden sie erst wieder am Ausstieg treffen. Bis dahin führt der Canyon unter vielen Felsblockaden durch höhlenartige Mäander bis die Schlucht sehr eng wird. Eine weitere Gruppe französischer Canyonautinnen drängt sich im engsten Teil der Schlucht an uns vorbei nach oben. Irgendwie hatte ich die Orographie des Canyons anders im Kopf, aber das ist wohl die Spezialität dieser ansonst kurzen Tour. Wieder werden wir zum Lebensretter eines bissigen Viecherls: eine Maus klammert sich hoffnungslos im engen Teil an die Felswände. Erst nach bissigen 5 Minuten gibt sie den Kampf gegen meinen Handschuh auf und lässt sich bis zur nächsten bewachsenen Steilrampe tragen bzw. sich samt mir abseilen, wo sie dafür gar nicht mehr aus der Hand raus will.

Die gute Tat wird mit dem sanften Ende der Schlucht mit einem Kletter- und Sprungbecken und später einer an den Fels geformten, kurzen Eisenbrücke belohnt, wo wir gemeinsam mit der vorherigen Gruppe noch die Sonne genießen und ein paar Runden schwimmen.

Auf den Spuren des alten Maultierpfades und eines Stücks der 2. Etappe des nunmehrigen Naturpfads Camino Natural del Somontano geht es in heißen Höhenmetern zurück zum Auto, wo ein Blick auf meine Schuhe Schlimmes verheißt.

spanische SteinmännerP1110916P1110930P1110934es wird schon mal eng…P1110938P1110942P1110951P1110955P1110961P1110965P1110973P1110978P1110980

Der Tag ist dank der kurzen Tour und des frühen Starts noch jung, weshalb sich die Gruppe aufteilt.

Sarah, Martin und Gerhard besuchen den unteren Teil unseres gestrigen, stark frequentierten Canyons, den Peonera, sie wollen unbedingt wissen, wieviele Canyonauten in eine Schlucht passen. Außerdem wollen gerade Sarah und Martin sie ihre 3 Canyoningtage ordentlich ausnützen. Der Abstieg führt über von zahlreichen Canyonautengruppen glatt geschliffenen Steig mit Klampfen in den Mitteleinstieg. Überraschend sind sie die Einzigen im Canyon, das Wasser ist lauwarm und die Lichtstimmung färbte das Wasser smaragdgrün. Bis zum Ausstieg ist der Hunger jedoch schon sehr groß!

share (002).jpg

Gebu und Niki erkunden die 11km und 560hm in ca. 4 Stunden den Wanderweg Ruta Rodellar – Losa Mora – Otin – Virgen de Castillo (auch der Rückweg von gestern), der auch neben den Dólmen de Losa Mora auch den Zustieg zu unserer morgigen Tour bildet. Die Dolmen sind eine prähistorische Grabstätte, die vor etwa 4000 Jahren von den ersten Hirten der frühen Jungsteinzeit erbaut wurde. Otin ist die verfallene, alte Stadt dazu, irgendwo mussten Hirten auch wohnen. Zu sehen gibt es auch Smaragdeidechsen in Katzengröße (dazu größer als die hiesigen Katzen) und wilde Ziegen. 

Aufgrund meiner desintegrierten Schuhe führt mich mein Weg jedoch mit unserem Kuriosum auf Rädern weit abseits jener Dolmen die Bergstraße runter nach Adahuesca, wo mein Ziel mit mäßiger Erfolgserwartung ein Outdoor- und Tante-Emma Laden namens gegoogeltem Las Abuelas de Sevil ist. Doch schon als ich das Geschäft betrete, werden meine Erwartungen zerbröselt – es ist wohl selten ein besser sortiertes Canyoningfachgeschäft außerhalb großer Städte zu finden. Und das Beste: der Chef spricht Deutsch. Die Sprache hat er in Mallorca erlernt, und nützt sie nun dazu mich perfekt zu beraten. Die Wahl ist dennoch schnell getroffen und ich nütze die Gelegenheit um noch ein wenig im Geschäft zu stöbern und dies und das mitzukaufen. Die Rechnung hält sich auch recht in Grenzen. Am Rückweg brauche ich noch eine Tankstelle – aber es gibt am Rückweg keine Tankstelle. Man schickt mich ins benachbarte Alquézar, das einen wunderschönen, geschützten historischen Ortskern zu bieten hat – aber keine Tankstelle. Die nächste  Tankstelle lt. Navi ist 16km entfernt, hat jedoch schwarze Müllsäcke um sämtliche Säulen gespannt. Aber war klar, dass mich das Navi in unserem „Fahrzeug“ anlügt. Dank der Freundlichkeit eines Spaniers führt es mich dann noch zu einer weiteren, erneut 12km entfernten Tankstelle. Aber genug der Tankstellen, Benzin ist jetzt jedenfalls wieder im Tank und Dank der noch andauernden Aktivitäten habe ich jetzt Blog-Zeit.

AlquézarP1110983

Sarah und Martin sind aus dem Canyon raus und hungrig, Isa und Gucki müssten auch bald da sein, deshalb steht Essen im Kletterrestaurant Kalandraka am Programm, dazu gibt’s Tinto de Verano („Dunkelfarbener vom Sommer“), eisgekühlter Rotwein mit 2/3 ungesüßter Zitronenlimonade, Gaseosa, ideal von La Casera (Danke Sarah für diesen Tipp!)… das werde ich auch zu Hause einführen!

Ein Gedanke zu „Sierra de Guara, 3. Juli 2019 – Oscuros de Balzed“

Hinterlasse einen Kommentar